Dann erkrankte Trompetenlehrer Gabriel Feldmann so schwer, dass er für mehrere Wochen ausfällt. „Er befindet sich inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr, darf aber noch eine Weile nicht spielen“, beruhigte Gesche Wasserstraß, Musikalische Leiterin und Erste Vorsitzende der Musikschule.
Trotzdem wog der musikalische Ausfall schwer: Feldmann sollte zur Konzerteröffnung die Europa-Hymne, „Freude, schöner Götterfunken“, von Beethoven spielen und zum Ausklang die Eurovisions-Melodie, das Te deum von Charpentier. Nun meldete sich unerwartete Hilfe: Matthias Schädlich, Leiter des Posaunenchors der Talkirchengemeinde, übernahm souverän Feldmanns Part.
Ursprünglich sollte das Konzert zum Auftakt der Europa-Woche gespielt werden – und zur Begrüßung der Gäste aus den Partnerstädten. Europart wollte die Städtepartner dazu einladen, berichtete Europart-Chef Jörg Müller. Der Besuch sollte mit dem Konzert, einer Diskussionsrunde zu aktuellen Europa-Themen und einem Festessen gefeiert werden.
Acht Schülerinnen und Schüler und acht Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule trafen sich am Samstagvormittag jeweils in kleinen Ensembles, um die insgesamt 18 Stücke und Lieder für das Europa-Konzert aufzunehmen.
„Eigentlich sollte das ganze live mit Publikum stattfinden, durch Corona fällt das aber leider aus, weshalb wir uns für die Aufnahmen entschieden haben“, so Wasserstraß. Unter Einhaltung der geltenden Regeln wurden diverse Stücke aus Klassik, Pop und weiteren Genres – meist von Solo-Musikerinnen und Musikern oder im Duo – zum Besten gegeben.
Musikschule: Europäische Idee mit Musik bereichern
Unter anderem gab es Stücke, wie „Scherzo op. 149, Nr.6“ von Anton Diabelli, vierhändig von den Schwestern Mathilde und Luise Berger gespielt, zu hören, „Nine Million Bycicles“ von Katie Melua – mit Gitarre und Gesang von Sinje Niedlich vorgetragen oder „Wouldn’t it be lovely“ von Frederick Loewe als gemeinsames Stück von Sängerin Isabel Süptitz und Ulrike Drommeshauser am Konzertflügel.
Karl-Heinz Kettermann, Christian Lorke und Alexander Wasserstraß nahmen die einzelnen Vorstellungen mit Camcorder, sowie einem Audiorecorder auf und arbeiten die Daten im Nachhinein auf. Die Musiker waren allesamt bestens vorbereitet – Dennoch wurden die meisten Lieder mehrmals aufgenommen, um das bestmögliche Ergebnis herauszuholen.
Enikö Szendrey, eine der Klavier- und Gesangslehrerinnen der Musikschule, war glücklich: „Es lief alles wunderbar!“ sagte sie lächelnd, nachdem ihre Schüler – die meisten davon Studenten – mit ihrer temperamentvollen Unterstützung die Aufnahmen abgeschlossen hatten.
Eppsteins Bürgermeister Alexander Simon, Kelkheims Bürgermeister Albrecht Kündiger, Jörg Müller und Margriet van Staveren von „Europart“ waren beeindruckt von der großartigen Leistung aller Beteiligten unter diesen schwierigen Umständen – schließlich konnte seit knapp einem Jahr nicht mehr richtig gemeinsam geprobt werden, dennoch waren die Stimmen kräftig und sicher, die Stücke saßen.
Simon, Kündiger, van Staveren und Müller sowie die Musikschulvorsitzende Wasserstraß traten mit kurzen Ansprachen vor die Kamera. Der Europart-Chef war beeindruckt von dem Können und Engagement der Musiker und Sängerinnen. Er erinnerte an die enge Zusammenarbeit von Musikschule und Europart bei früheren Konzerten und Reisen, insbesondere ins französische Langeais. Die Musikschule sei der ideale Partner, um die europäische Idee mit Musik zu bereichern.
„Wir haben extra zwei hochwertige Mikrofone sowie den Camcorder aufgebaut, um bestmögliche Ergebnisse zu bekommen“, erklärte Alexander Wasserstraß, der den Tag am Audio-Recorder verbrachte.
„Die Aufnahmen werden dann zum 8. Mai – dem eigentlichen Konzerttermin – auf Youtube, unserer Website, der Eppsteiner Website und wahrscheinlich auch auf CD sowie DVD zu finden sein“, freute sich Wasserstraß.
Neben der Freude über das gemeinsame Musizieren, berichteten die Lehrer und der Vorstand der Musikschule auch über enorme Schwierigkeiten: Wegen des Unterrichtsausfalls befinde sich die Musikschule in großer, finanzieller Not und bittet um Spenden (weitere Infos unter musikschule-er.de).
„Nur weil wir das schöne neue Haus haben, heißt das leider nicht, dass wir finanziell klarkommen. Wir sind ein Verein und können schon deshalb nicht kommerziell wirtschaften“, machte Büroleiterin Katharina Kirschner deutlich. Wegen des Vereinsstatus darf die Musikschule keine Rücklagen bilden, was sich gerade zur Coronazeit noch verheerend für alle beteiligten Lehrer auswirken könnte.
js für Eppsteiner Zeitung 28.04.2021